Entstehung und Entwicklung der weltweiten Pfadfinderbewegung
Die Pfadfinder sind die größte weltweit unabhängige Jugendorganisation. Zur Zeit gibt es mehr als 25 Millionen Pfadfinder und Pfadfinderinnen in 216 Ländern und Territorien. Ungefähr 300 Millionen Menschen aus allen möglichen Bereichen waren irgendwann in ihrem Leben Pfadfinder.
Aus diesen Fakten ist es daher umso erstaunlicher, dass die Pfadfinderbewegung mit einem kleinen Camp von ca. 20 Jungen im Jahr 1907 auf der Insel Brownsea in England begann.
Das Leben Baden-Powells
Will man die Gründe für die Entstehung der Pfadfinderbewegung verstehen, so muß man auch die Lebensgeschichte ihres Gründers kennenlernen: Robert Stephenson Smith Baden-Powell, Lord of Gillwell, meistens nur Bi-Pi genannt, wurde am 22. 2. 1857 in London geboren.
Schon in seiner entbehrungsreichen Jugend (9 Geschwister) beschäftigte er sich intensiv mit der Natur, baute selbst Boote, durchstreifte Wälder, lernte Spuren zu lesen und sich vor seinen Lehrern zu verstecken.
Er begann eine vielversprechende Militärlaufbahn, die ihn 1876 nach Indien führte. Seine Art der Ausbildung junger Soldaten war neu für diese Zeit, doch seine Spezialisierung auf Kundschaften und Orientierung hatte großen Erfolg.
Nach kurzen Stationierungen am Balkan und auf Malta wurde er nach Afrika versetzt, wo er 1899 bei der Belagerung der Stadt Mafeking im Burenkrieg Weltruhm erlangte. Er verteidigte die Stadt 217 Tage lang gegen eine drückende Übermacht.
Als er nach England zurückkehrte, hatte sein Buch "Aids to scouting", welches er für seine Soldaten verfasste, große Begeisterung bei vielen Jugendlichen ausgelöst. So schrieb er das Buch neu, speziell für die Jugend, und startete ein Camp auf der Insel Brownsea.
Wachstum der Pfadfinderbewegung
Die Idee des Pfadfindertums griff rasch um sich, da sich Bi-Pi's Buch "Scouting for Boys" als Bestseller herausstellte. Nach einem Jahr gab es in England bereits 60000 Pfadfinder und weltweit entstanden neue Gruppen. Bald war eine einheitliche Leitung notwendig und Bi-Pi gab sogar seine Militärlaufbahn auf, um sich voll und ganz den Pfadfindern zu widmen.
Auf einer Weltreise lernte er 1912 seine zukünftige Frau Olave St. Claire (geboren am 22. 2. 1889) kennen. Sie engagierte sich besonders im Aufbau der Pfadfinderinnenbewegung.
1920 wurde das erste Weltpfadfindertreffen, genannt Jamboree, in London abgehalten, bei dem Bi-Pi zum "Weltpfadfinderführer" ernannt wurde. Von diesem Zeitpunkt an wurde alle vier Jahre ein Jamboree abgehalten, 1951 sogar in Bad Ischl. 1929 gab es bereits über 2 Millionen Mitglieder in fast allen Ländern der Erde.
Am 8. 1. 1941 starb Bi-Pi in Ostafrika, wohin er sich mit seiner Frau gegen Ende seiner Laufbahn zurückgezogen hatte.
Weiterentwicklung nach den Weltkriegen
Olave St. Claire half nach dem Zweiten Weltkrieg sofort mit, die Organisation wieder aufzubauen. Viele Länder erhielten in den folgenden Jahren die Unabhängigkeit und damit kehrte auch der Pfadfindergeist wieder zurück. In solchen, meist ärmeren Ländern, befassten sich die Pfadfinder vor allem mit Themen wie Bildung, Selbstversorgung, Gesundheit und Vorbeugung zu Drogenmissbrauch. Dadurch errangen die Pfadfinder in diesen Ländern große Beliebtheit.
Um die Pfadfinderarbeit auf der ganzen Welt zu koordinieren und zu verbessern wurden schon bald die Weltverbände gegründet.
Für die Mädchen: WAGGGS (World Association of Girl Guides and Girl Scouts)
Für die Buben: WOSM (World Association of the Scout Movement)
In den 90er Jahren war die Pfadfinderbewegung in jedem Land, in dem sie vor dem Zweiten Weltkrieg existiert hatte, wieder hergestellt.
Wenn man bedenkt, dass aus einem Experiment mit einer rund 20-köpfigen Gruppe auf einer Insel ein weltumspannendes Netz von Pfadfindern geworden ist, so ist das eine beachtliche Leistung, die ihresgleichen sucht. So sind die Pfadfinder bis heute eine Bewegung, die junge Menschen in ihrer geistigen, körperlichen und sozialen Entwicklung unterstützt.